Ghana damals und heute
„Kra kra! Kra kra!“ tönt es von den Pick-Ups am Straßenrand in Ghana. Die weißen Minibusse sind vollgestopft mit Menschen. Mindestens einer geht noch! Die Kassierer hängen hinten am Einstieg und werben lautstart um weitere Fahrgäste. Genauso wie viele andere Pick-Ups rundherum. Der eine Arm umschlingt die Einstiegs-Halterung, der andere Arm gestikuliert. Mit einem finalen „Krakra!“ drücken sie den letzten Passagier nach drinnen. Dann schlägt ihre Hand zweimal gegen das Seitenblech, der Fahrer gibt Gas und reiht sich mit einem waghalsigen Manöver wieder in den Verkehr ein.
Das war in Ghana vor 25 Jahren. „Krakra“ waren die Rufe der Pick-Up Fahrer nach Accra-City. Als Ghana-Neulinge war für uns in der Prä-Google-Zeit die Orientierung in der Stadt eher schwierig. Die meiste Zeit haben wir uns einfach durchgefragt. Wie das wohl heute ist, in Zeiten von Google, GPS und Mobilfunk?
Zwischen Tradition und Moderne
Akkra – so die deutsche Schreibweise – hat heute über zwei Millionen Einwohner. Ob es immer noch die Pick-Ups gibt? Vielleicht noch mehr als früher? Oder doch Busse? Wie funktionieren in Ghana heute die Nachrichten? Damals gab es vor allem Transistor-Radios, die immer und überall gedudelt haben. Oder Kassettenrekorder. Fernseher hatten nur Wenige.
Das Web gibt Aufschluss: In Ghana gibt es reichlich Zeitungen, Zeitschriften und mindestens 20 Fernsehkanäle. Und auch Ghana hat Online-Portale, unter anderem www.Ghanaweb.com. Wahrscheinlich haben die Kinder, die uns vor 20 Jahren gezeigt haben wie man Palmblätter flicht, heute Mobiltelefone und eigene Web- und Facebook-Seiten. Und wer ist einer der größten Mobilfunkanbieter vor Ort? Man höre und staune – oder auch nicht: Es ist Vodafone.
Schön: Mein Reiseführer ist gekommen. Ich staune. Die Orte, die 1990 viele Kilometer vor Accra lagen, sind heute echte Stadtteile.
Die Entscheidung – Ghana, ich komme!
Die Entscheidung für die Reise fällt Ende März. Ich wühle in meinen alten Ghana-Unterlagen und finde noch mein afrikanisches Outfit!
Das Schöne an den afrikanischen Kleidern ist, dass sie so geschnitten sind, dass sie immer passen. Meine alten Trommeln haben
jedoch längst eine neue Funktion: Sie dienen als Ablage und als Blumenständer.
Wir sind eine Gruppe von 15 Personen. Unsere Ghana-Reise ist für den Spätsommer geplant, das ist klimatisch günstig, nicht zu heiß und vor allem trocken. Eine Rundreise von Akkra über die Volta-Region, Besuch in verschiedenen Projekten, Museen und einem Nationalpark. Dann Besichtigung und Aufenthalt in der Stadt Kumasi. Der Höhepunkt wird schließlich Cape Coast sein. Zu dem Zeitpunkt findet dort das traditionelle Festival und Treffen de Chiefs statt.
Die liebe Bürokratie – hier und in Ghana
Ohne Formalitäten geht es nicht: Ist der Pass noch gültig? Habe ich Passbilder für das Visum?
„Das geht so nicht“, sagt der Fotograph in Bonn. „Was geht nicht?“ „Sie müssen die Brille abnehmen!“ „Aber ich trage immer Brille!“ „Trotzdem. So sind die Vorschriften. Außerdem spiegelt Ihre Brille!“
Ich glaube das nicht, halte den Fotographen für unfähig. Meine Brille ist superentspiegelt. Sagt mein Optiker. Ich suche mir ein anderes Fotostudio.
„Eigentlich müssten Sie die Brille abnehmen“, sagt die Fotografin. „Aber wenn Sie wollen, mache ich die Fotos mit Brille.“
Ich finde, ich sehe mit Brille nicht nur besser, sondern sehe damit auch besser aus! Wir einigen uns auf je eine Serie mit und ohne Brille. Übrigens hat die ghanaische Botschaft die Bilder mit Brille akzeptiert.
Tipps zur Gesundheit
Brauche ich für Ghana Impfungen? Welche muss ich auffrischen? Brauche ich ein Moskitonetz und Malariaprophylaxe? Die Recherche im Web und beim Centrum für Reisemedizin ergibt: Gelbfieber-Impfung ist Vorschrift, verschiedene andere Impfungen und Vorbeugemaßnahmen sind sinnvoll.
Die Tropenärztin wird gut an mir verdienen: Gelbfieber-, Polio-, Hepatitis-, Tetanus- und Typhus-Impfung. Auf die Impfung gegen Meningokokken und Tollwut verzichte ich. Das Rezept gegen Reisedurchfall und Malaria hat noch etwas Zeit. Auch das Mückenspray.
Reden in Ghana alle Englisch?
In Ghana gibt es mehrere Ethnien und Sprachfamilien. Wir werden uns im Ga-Sprachraum (Akkra), im Land der Ewe (Volta-Region) und in der Ashanti-Region bewegen. Die häufigste Sprache ist Twi. Und Englisch. Hoffentlich!
Mein Twi-Sprachkurs ist angekommen. Ich lege die CDs am Computer ein und stelle fest: Ganz so einfach ist es nicht. Zu den CDs gibt es kein Begleitbuch und die Basissprache der CDs ist sehr schnell gesprochenes Englisch. Ich arbeite eine Lektion durch, dann lege ich es erst einmal zur Seite. Me din de Angelika. Me daa se. Naja, vielleicht reden ja doch alle Englisch!
Westafrika macht Schlagzeilen
Am Abend sitze ich vor dem Fernseher und schaue Nachrichten. Und erschrecke. Was da berichtet wird, gefällt mir gar nicht. Ich recherchiere die Informationen noch einmal online. In West-Afrika ist die Virus-Krankheit Ebola ausgebrochen und greift rasant um sich. Betroffen sind derzeit die Länder Liberia, Guinea, Sierra Leone. Ich schaue sicherheitshalber noch einmal auf der Afrika-Landkarte nach: Die Länder sind von Ghana weit entfernt. Es liegen über 1.000 km zwischen diesen Ländern und Ghana. Also kein Grund zur Sorge. Außerdem haben wir ja mit Flughunden nichts am Hut.